Negative Gedanken ausmisten!

Ich saß in meinem Büro. Es war 21:47 Uhr und ich konnte meine Augen nicht vom Bildschirm meines Handys lösen. Mit starrem Blick las ich die Nachricht noch einmal, Wort für Wort:

“Tut mir wirklich leid, ich dachte ich werde wieder rechtzeitig gesund, aber ich kann morgen den Job nicht machen.”

Ich dachte, ich dachte, ich dachte… Was denkt der Typ eigentlich? Ist doch klar, dass man am Samstag schon hygienetechnisch nicht Kellnern kann, wenn man am Donnerstag Abend mit 39,7 Grad Fieber im Bett liegt. Jetzt stehe ich morgen ohne Personal da… Was sag ich denn jetzt dem Kunden? Schreibe ich ihm um 10 Uhr nachts eine Mail, dass morgen Früh um 7 Uhr morgens einer fehlt?

Wenn du das liest, verstehst du mich vielleicht… Kennst du diesen Moment, wenn du von einer anderen Person enttäuscht wirst? Nicht nur ein bisschen, sondern so, dass du ihr oder ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen hättest, wäre sie oder er jetzt hier? Du spürst, wie dein Vertrauen innerlich zerbricht, wie Hilflosigkeit sich in deinem Körper ausbreitet und du kämpfst innerlich, dich nicht komplett dieser Wut hinzugeben.

Es ist dir in dem Moment egal, wieviel diese Person schon für dich getan hat. Wie lange sie auf dem letzten Job geblieben ist, obwohl die letzte S-Bahn schon weggefahren ist… Es ist dir egal, denn du hast dieser Person vertraut und sie hat dein Vertrauen missbraucht.

Ich denke jeder von uns kennt diese Situationen. Es ist eine Frage deiner mentalen Stärke, in diesen Momenten die Ruhe zu bewahren, denn du fühlst dich persönlich angegriffen. Dein Ego ist angeeckt. Doch es ist eine Situation, die du beherrschen kannst und beherrschen solltest. Vielleicht fragst du dich jetzt warum? Oder wie? Pass auf:

Du kannst diese Situation nicht ändern. Punkt. Generell ist diese Situation einfach nur diese Situation. Sie ist alleine gesehen weder positiv noch negativ. Die negative Stimmung bringst du dort hinein. Du ganz alleine. Du könntest dir z.B. auch denken: “Mega eine neue Challenge!” Du könntest dir denken: “Alles klar, was könnte die Lösung sein?”, “Wen könnte ich aus meinem Netzwerk um Hilfe bitten?”, oder sogar: “Kann ich jetzt irgendwas tun oder ist das jetzt vorbei und ich kann meine Zeit nutzen, wo anders weiterzumachen?”

Aber nein, du sitzt da und denkst sowas wie: “Warum passiert das genau mir?”, “Wie soll ich da jetzt was machen, ich bin doch nur ein kleiner Arbeitender”, oder auch: “Ich schmeiß den Job ey, keine Lust mehr!”

Merkst du was? Es sind deine Gedanken, die diese Situation so negativ behaften! Fühlt sich jetzt dein Ego angegriffen? Meines war es, als mein damaliger Mentor Kenan mir das beigebracht hat. Soll ich dir was verraten? Mega gut, dass wir das jetzt wissen, oder nicht? Denn jetzt können wir etwas damit machen!!!

Zum Beispiel können wir jetzt sagen: Ok, meine Gedanken sind schuld. Wie bekomme ich denn die Kontrolle darüber?

Sehr gute Frage! Und ich kann dir gleich sagen, es wird nicht von heute auf morgen funktionieren. Die gute Nachricht: Du kannst das auf jeden Fall schaffen und es ist garnicht mal viel Aufwand:

Lass uns im ersten Schritt deine Gedanken beobachten. Also einfach mal die Augen zu machen und darauf achten, was du gerade denkst. (Mach am Besten jetzt gleich mit!) Mach das so lange, bis du ein paar Gedanken in Worte formulieren kannst. Merke sie dir oder noch besser: Schreibe sie dir auf!

Wenn du ein paar Gedanken aufgeschrieben hast, dann lies sie dir einen nach dem anderen durch und frage dich: Ist der Gedanke wahr? Z.b. (“Mein Gegenüber ist ein schlechter Mensch -> Ist das war? -> Was weiß ich eigentlich über diesen Menschen? -> Vielleicht ist er ja doch ein guter Mensch… folglich ist der Gedanke falsch. -> Ignoriere ihn absofort!

Nehmen wir an, der Gedanke ist wahr. Frage dich als zweites: Ist der Gedanke gut gemeint? Denke dabei ruhig an Star Wars. Würde dein Gedanke eher auf der hellen oder auf der dunklen Seite der Macht stehen? (Z.B. Der Verkäufer verlangt zu viel Geld! -> Das kann wahr sein. -> Würde der Gedanke auf der hellen oder dunklen Seite der Macht stehen? -> Dunkle Seite (z.b. Bei dem Gedanken kommt Wut auf) -> Der Gedanke ist schlecht! -> Helle Seite (z.B. Meine Firma kann sich das nicht leisten, ein niedriger Preis würde uns beide weiterbringen!) -> Der Gedanke ist gut!) Ist er schlecht -> Ignoriere ihn absofort!

Nehmen wir an, dein Gedanke hat auch die zweite Hürde gemeistert. Frage dich als drittes: Ist der Gedanke nützlich? Bringt dich dieser Gedanke irgend einem Ziel, einer Lösung, einer Rettung oder sonst irgendwas Hilfreichem näher? (Z.B. Der Verkäufer verlangt so viel! -> Nicht hilfreich! -> Auf welchen Preis könnten wir uns einigen? -> Hilfreich!) Ist er nicht hilfreich -> Ignoriere ihn absofort!

Nur wenn dein Gedanke alle drei Hürden besteht, ist er wert, gedacht und verfolgt zu werden. Alle anderen Gedanken sortierst du radikal aus.

Es wird dir am Anfang mit Sicherheit schwer fallen. Dir wird vielleicht auch klar, dass extrem viele Gedanken nicht durch diesen Filter kommen und du fühlst dich schlecht dabei. Sei dir sicher: Jeder Mensch hat diese Herausforderung. Du bist nicht alleine und es ist gut, dass du das jetzt weißt, denn jetzt kannst du besser werden.

Am Anfang ist es vielleicht viel und anstrengend, dieses Vorgehen bei jedem Gedanken einzubauen. Aber sei dir sicher: Wenn du diese Technik immer wieder versuchst und anwendest, wirst du sie schneller als du es selbst mitbekommst verinnerlichen.

Du wirst Situationen wie am Anfang des Kapitels oder ähnliche aus deinem Leben viel einfacher meistern. Die aufkommenden Gedanken werden dir weniger bis garkeine Energie mehr ziehen und diese Energie kannst du für die Lösungssuche nützen. Denn alles andere, als eine Lösung zu finden, ist Prokrastination oder Zeitverschwendung. Und wir wollen doch die Welt verändern, oder nicht?